Ehrlich gesagt war dieses Thema überhaupt nicht auf meinem Radar als es mich voll erwischt hat!
Im Januar 2014 brachte ich unseren jüngsten Sohn (2014: 17 Jahre) nach Namibia, da er dort ein Jahr auf einer Farm verbrachte. Da dachte ich mir: wenn ich schon nach Namibia reise steige ich ja nicht gleich wieder in den Flieger und dreh um. Wenn ich schon da bin reise ich noch ein paar Tage. Ich fragte die Farmleitung ob es interessante Menschen gäbe, die ich kennen lernen könnte. Sie gaben mir die Kontaktdaten eines Buschmann-Pastors namens Gerrie aus Tsumkwe im Buschmannland Namibias an der Grenze zu Botswana. Ich rief Gerrie an und wir vereinbarten uns auf ein Treffen. Gerrie brachte mich mit seinem Bruder Coma, einem Jäger zusammen, der Leiter eines kleinen Dorfes (ca. 60 Bewohnter) ist, das 45 min. Autofahrt entfernt von Tsumkwe am Rand des Naturschutzgebiets Nyae Nyae inmitten der Kalahari liegt.
Links im Bild: Coma, der Jäger und Handwerker Rechts im Bild (von rechts): Xam Chau, Gartenverantwortlicher; Coma, mein Übersetzer; Kim Seemann
Die Menschen dort nahmen mich so gastfreundlich auf und teilten alles mit mir, dass mir nach 4 Tagen dämmerte, dass ich nicht so sang- und klanglos einfach gehen konnte. Die Tage der Jagd mit den Männern, das Erzählen am Lagerfeuer, das Fußballspielen und Zuhören auf ihre Nöte und Freuden, Sorgen und Hoffnungen brachten mich diesen Menschen näher. Und es sind wunderbare Menschen! Obwohl ihre Geschichte eine unglaublich traurige Geschichte voll von Vertreibung, Verfolgung, Benachteiligung und Kampf um ihre Heimat ist sind diese Menschen immer noch fröhlich und gastfreundlich. Ja, sie haben sich sogar eine kindliche Freude bewahrt. Ihre Begeisterungsfähigkeit und Freude am Leben haben mich angesteckt!
Als ich ihre Lebenssituation bedachte wurde mir bewusst, dass sie Hilfe verdient haben. Aber ähnlich wie die Indianer Nordamerikas leben sie in einer Art Reservat und haben sich auch an die Lebensmittellieferungen der Regierung gewöhnt, d.h. es braucht auch ein Umdenken und eine unternehmerische Entschlossenheit damit sie aus ihren Abhängigkeiten heraus und in politische und wirtschaftlich-soziale Selbständigkeit kommen.
Doch als ich die Größe und Schwierigkeiten dieser Veränderungen so anschaute kam mir auch gleich der Zweifel: Was kann ich als Wildnisführer schon groß bewegen in Sachen Entwicklungshilfe? Ist diese Aufgabe nicht gleich mehrere Nummern zu groß für mich? Trotz aller Zweifel setzte ich mich am Ende der Reise im Januar 2014 mit den Ältesten des Dorfes zusammen und fragte sie: Was wollt ihr an eurem Leben ändern? Schnell kristallisierten sich folgende Bereiche heraus:
1. Vergrößerung des bisher kleinen Dorfgartens (ca. 15 x 30 m) und gezielte Ausbildung betr. Landwirtschaft mit dem Ziel der Selbstversorgung des Dorfes
2. Anpflanzen neuer Bäume für ein besseres Mikroklima
3. Anschaffen eines neuen Wassertanks um die Versorgung des Dorfes sicherzustellen wenn mehr Wasser für die Landwirtschaft gebraucht wird
4. Förderung und Ausbildung für die HandwerkerInnen des Dorfes betr. regional funktionierender Angebote (z.B. Sattelbau, Tankreinigung, Kleider- und Schuhherstellung u.a.m.)
5. Bau eines einfachen Campingplatzes, damit Gäste und Touristen im Dorf übernachten können und nicht nur in der Lodge in Tsumkwe 45 min. entfernt mit dem Ziel eine weitere Einnahmequelle für das Dorf zu errichten.
Zuhause veranstaltete ich Reiseabend um Reiseabend und brachte mithilfe der Christlichen Männerbewegung (CMB) um Hans-Peter Rösch, aber auch durch Einzelspenden von Freunden die ersten 300 Euro zusammen. Im Oktober 2014 reiste ich noch einmal nach Namibia, zum einen um meinen Sohn zu besuchen und 10 Tage mit ihm durch Namibia zu reisen, aber auch um das gesammelte Geld für die Buschmänner in die richtigen Dinge zu investieren!
Bitte schaut euch bzw. schauen Sie sich folgende Bilder an:
a) Bilder der September-Reise 2015: http://www.simply-wilderness.com/index.php/touren/touren-foto-galerie?id=287
b) Bilder der Oktober-Reise 2014: http://www.simply-wilderness.com/index.php/touren/touren-foto-galerie?id=251
c) Bilder der Januar-Reise 2014: http://www.simply-wilderness.com/index.php/touren/touren-foto-galerie?id=196
Ja, wir haben einen ersten Teil geschafft!
1. Die Handwerker haben die ersten einfachen Werkzeuge und Materialien bekommen (Okt. 2014).
2. Wir haben den Garten um den Faktor 4 vergrößert (Okt. 2014).
3. Wir haben mehr als 20 Bäume gepflanzt (Okt. 2014).
4. Unsere Freunde Marc & Doro Heinzelmann von www.landy2go.de haben einen gebrauchten 10.000 Liter Wassertank geholfen im Dorf aufzustellen (Dez. 2014). Dieser Tank ist jetzt (Sept. 2015) voll und dient als Puffer für alle Wasserleitungen.
5. Der Campingplatz ist rausgesucht, gesäubert und das Mauern der Grillstellen hat begonnen (Okt. 2014). Im Jahr darauf (Sept. 2015) haben wir voller Stolz gesehen, dass die Buschmänner mit Natursteinen den Platz umrundet und Stellplätze markiert haben.
Aber es gibt noch viel zu tun! Wir wollen 2016 folgende Dinge anpacken und benötigen neben Geldern v.a. qualifizierte Ausbilder, die Know-how weitergeben und zwar für:
1. Die Erweiterung des Campingplatzes als Einnahmequelle für die Buschmänner: benötigt werden Wasser-Rohrleitungen, Duschen und Toiletten.
2. Den Bau eines Kindergartens im Dorf, der auch für die Dörfer drum herum offen ist mit der Perspektive daraus eine staatliche Schule auszubauen. Es gibt bereits 30 Kinder, die gerne in diese Vorschule gehen würden! Wir haben dazu einen Förderantrag bei der Deutschen Botschaft in Windhoek gestellt und warten auf Antwort bis ca. November 2015 mit einem möglichen Start der Bauarbeiten im Januar 2016.
3. Die Anbindung eines 2. Wasserlochs (bereits vorhanden) mit dem Anschluß einer 2. Solarpumpe, da die 1. Solarpumpe nicht ausreicht um die Versorgung der Menschen, des Viehs UND des Gartens für die gesamte Pflanzsaison sicher zu stellen. Um die Versorgung der Menschen und Tiere nicht zu gefährden und um eine redundante Lösung zu haben gehen wir hier auf eine 2. Pumpe.
Mein Wunsch an dich bzw. Sie ist es, dass du bzw. Sie doch einmal mit in dieses schöne Land Namibia kommen und die Buschmänner selbst kennen lernen! Wer Interesse hat kann z.B. eine Safari-Reise (auch mit Hilfseinsatz möglich) zu den Buschmännern bei uns buchen! Die Reisetermine der Saison findet ihr hier.
Wer gerne etwas für diese Arbeit geben will kann uns kontaktieren und wir leiten materielle wie finanzielle Hilfen gerne an die Buschmänner weiter!
Übrigens: wir geben mehr als 10 % unserer Einnahmen mit Wildnistouren an die Entwicklungshilfe für Buschmänner in Namibia!
Herzliche Grüße
Euer / Ihr Kim Seemann (Geprüfter Wildnisführer IWV und DiKA-Kanuguide) und Daniela Seemann (Internationale Management Assistentin)
Euch bzw. Ihnen gilt ein ganz herzliches Dankeschön!